Anne-Frank-Haus Amsterdam
"Es ist ein Wunder, daß ich all meine Hoffnungen noch nicht aufgegeben habe, denn sie scheinen absurd und unerfüllbar. Doch ich halte daran fest, trotz allem, weil ich noch stets an das Gute im Menschen glaube. Es ist mir nun einmal nicht möglich, alles auf der Basis von Tod, Elend und Verwirrung aufzubauen. Ich sehe, wie die Welt langsam mehr und mehr in eine Wüste verwandelt wird, ich höre immer stärker den anrollenden Donner, der auch uns töten wird, ich fühle das Leid von Millionen Menschen mit, und doch, wenn ich nach dem Himmel sehe, denke ich, daß alles sich wieder zum Guten wenden wird, daß auch diese Härte ein Ende haben muß." (Anne Frank, 15. Juli 1944)
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Diese Worte schrieb das fünfzehnjährige, Jüdische Mädchen Anne Frank, zwanzig Tage bevor sie verraten und aus dem Hinterhausversteck in Amsterdam abtransportiert wurde. Vom Juli 1942 bis zum August 1944 hatten sich die Familie Frank und vier andere Menschen im Hinterhaus versteckt, um den Nationalsozialisten, die die Niederlande 1940 besetzt hatten, zu entkommen. Während des Zweiten Weltkrieges wurde die Jüdische Bevölkerung Europas mitleidslos verfolgt und Millionen einzelne Morde wurden begangen. Anne Frank war eines der Opfer. Im März 1945 starben sie und ihre Schwester Margot im Konzentrationslager Bergen­Belsen, nur ein paar Wochen bevor das Lager von den Alliierten befreit wurde. Die Erinnerung an Anne Frank wurde mit ihrem Tagebuch bewahrt, das sie im Hinterhaus schrieb. In diesem Tagebuch, das Menschen auf der ganzen Welt tief bewegt hat, beschrieb sie, was es konkret heißt, wenn eine Gruppe von Menschen nur wegen ihrer Herkunft isoliert und verfolgt wird.
Antisemitismus gibt es auch heute noch. Juden, so wie andere, werden weiterhin wegen ihrer Herkunft diskriminiert. Die persönliche Geschichte Anne Franks kann Menschen dazu anregen, sich zusammen für eine freie und demokratische Gesellschaft einzusetzen, in der Pluralismus und Gleichberechtigung garantiert sind und Antisemitismus wie Rassismus nicht toleriert werden.
Ziele 1957 gründete sich eine Bürgerinitiative in Amsterdam mit dem Ziel, das Gebäude an der Prinsengracht 263 und besonders das ehemalige Versteck der Familie Frank (das Hinterhaus) vor dem Abriß zu bewahren. Dank der breiten Unterstützung, die diese Initiative erhielt, konnte das Anne Frank Haus am 3. Mai 1960 seine Türen öffnen. Seitdem hat es sich zu einem der wichtigsten Museen in Amsterdam entwickelt.

Heutzutage empfängt das Anne Frank Haus über 600.000 Besucher im Jahr, viele davon sind Jugendliche. Das Anne Frank Haus glaubt, daß es sehr wichtig ist, daß die Geschichte des Zweiten Weltkrieges einer breiten Öffentlichkeit vermittelt wird. Aber schon zur Zeit seiner Gründung war es deutlich, daß das Anne Frank Haus mehr sein würde als ein Denkmal zur Erinnerung an seine tragische Geschichte. Der Erhalt des Hauses bleibt ein Hauptziel, aber zusätzlich bemüht sich die Organisation, die aus der Initiative von damals wurde, die Ideale Anne Franks, wie sie sie in ihrem Tagebuch beschrieb, zu verwirklichen ­ indem sie Vorurteile, Antisemitismus und Rassismus bekämpft und für eine pluralistische, demokratische Gesellschaft wirbt. Die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte dient hierbei als Leitprinzip.

Aktivitäten Das Anne Frank Haus hat eine pädagogische und informierende Rolle, die sich sowohl an Erwachsene wie auch an Jugendliche wendet. Der Museumspädagogische Dienst empfängt Schulgruppen aus dem In­ und Ausland und bietet besondere Programme rund um die jeweiligen Wechselausstellungen an.

Aber das Anne Frank Haus ist mehr als ein Museum: die Organisation entwickelt Unterrichtsmaterial und andere Publikationen, die sich mir dem Zweiten Weltkrieg in seiner Beziehung zu modernen Bedingungen, Rassismus und der pluralistischen Gesellschaft auseinandersetzen. Für spezifische Gruppen werden Seminare und Trainingseinheiten organisiert, die darauf abzielen, gleiche Chancen für ethnische Minderheiten in der (Schul)ausbildung und auf dem Arbeitsmarkt zu erreichen.

Das breite Angebot der Bibliothek umfaßt Informationen über Anne Frank, das Tagebuch und (politisch organisierten) Rassismus. Die pädagogischen Aktivitäten haben einen zunehmend internationalen Charakter bekommen. Die Anne Frank Zeitungen für Grund­ und weiterführende Schulen sind in vielen verschiedenen Sprachen veröffentlicht worden.

Die Ausstellung "Die Welt der Anne Frank, 1929­1945" hat mehr als 20 Länder bereist und ist von Millionen Menschen besucht worden, viele Aktivitäten, die diese Ausstellung begleiten, werden von Organisationen vor Ort organisiert: Das Anne Frank Haus sucht bewußt viele verschiedene Wege, die Menschen und Organisationen anregen, auf eine positive Art und Weise Verantwortung für den demokratischen Gehalt ihrer Gesellschaft zu übernehmen.

Die Organisation Das Anne Frank Haus genießt als eine unabhängige, gemeinnützige Organisation breite öffentliche Unterstützung, die sich in den Mitgliedern von Vorstand und Kuratorium widerspiegelt. In diesen beiden Gremien ist eine große Bandbreite von politischen und sozialen Gruppen repräsentiert. Die Aktivitäten des Anne Frank Hauses sind in drei Abteilungen organisiert:
Museum

Das Museum ist für das Management der Museumsräume verantwortlich. Darüber hinaus werden Materialien entwickelt, die sich auf die Geschichte Anne Franks und der Ideale, die sie während ihrer Untertauchzeit entwickelte, beziehen. Dies geschieht vor dem Hintergrund der Zeit, in der sie lebte und der Bedeutung, die diese Ideale heute erhalten können.

Anne Frank ­ Pädagogische Abteilung

Diese Abteilung konzentriert sich darauf, Lernen demokratischer Prinzipien zu unterstützen und für den Einsatz Einzelner in der Aufrechterhaltung der Menschenrechte zu werben, indem sie die Lebensgeschichte Anne Franks und ihre Ideale mit wichtigen Entwicklungen in unseren heutigen Gesellschaften verbindet. Die Pädagogische Abteilung verbreitet pädagogische Materialien sowohl national wie international und unterstützt effektive Anleitungen für den Gebrauch des Materials.

Interkulturelle Entwicklung

Diese Abteilung versucht, die Qualität der demokratischen, pluralistischen Gesellschaft zu verbessern, indem sie innovative Aktivitäten mit dem Ziel entfaltet, Antisemitismus, Rassismus und Vorurteile zu bekämpfen und die Akzeptanz, Repräsentation und Partizipation von ethnischen Minderheiten in der Gesellschaft zu erhöhen.

Ein Gemeinschaftsprojekt Die Ausstellung Anne Frank, eine Geschichte für heute ist als Kern eines größeren Projektes auf lokaler oder regionaler Ebene gedacht. Die Ausstellung und die sie begleitenden pädagogischen Angebote sollen dazu anregen, sich zum Beispiel mit der Geschichte des eigenen Ortes, der eigenen Region zu beschäftigen und/oder aktuelle Fragen von Diskriminierung und Verfolgung anzuschneiden.

Unser Angebot lebt von den Aktivitäten auf lokaler Ebene, die einen Rahmen für die Ausstellung und deren Begleitmaterialien schaffen. Um die Ausstellung in solch ein größeres Projekt einzubetten, eignen sich die unterschiedlichsten Veranstaltungen: Eigene Ergänzungsausstellungen bzw. ­dokumentationen zur Lokalgeschichte, Spurensuchen von Schülerinnen des Ortes, Zeitzeugengespräche, Vorträge, Studienfahrten, Filmvorführungen, Lesungen, (Podiums)diskussionen, Musikvorstellungen, Demonstrationen, usw. Bei allen Veranstaltungen sollte immer das Ziel sein, möglichst viele Zugänge zu den in der Ausstellung angeschnittenen Fragen zu finden bzw. für eine gerechtere Gesellschaft aktiv zu werden.

Adresse

n Anne Frank Haus
Abteilung Anne Frank educatief
Postbus 730
NL ­ 1000 AS Amsterdam
Tel: +31 ­ 20 ­ 55 67 100
Fax: +31 ­ 20 ­ 638 98 56


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